Zeigt ein Familienmitglied erste Gedächtnisstörungen oder hat die Diagnose Demenz, sind Angehörige oftmals überfordert. Rat suchen sie meist im Internet. Mit der Online-Demenzsprechstunde „Frag nach Demenz“ schafft die gemeinnützige Organisation Desideria ein neues Beratungsangebot. Ein interdisziplinäres Experten-Team berät individuell per Mail- und Live-Chat: rund um die Uhr, kostenlos und anonym. Die Beratungsplattform ist seit Montag, 30. Oktober 2023, unter www.frag-nach-demenz.de zugänglich.
München, 27.10.2023 – In Bayern leben aktuell 270.000 Menschen, die an Alzheimer oder anderen Formen von Demenz erkrankt sind. Deutschlandweit sind es über 1,8 Millionen. Eine demenzielle Erkrankung fordert nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch das familiäre Umfeld in hohem Maße. Die An- und Zugehörigen sind mit vielen Unsicherheiten, Sorgen und Nöten konfrontiert. Je nach Phase und Form der Demenz ergeben sich viele Fragen für den Erkrankten und sein soziales Umfeld.
Dafür gibt es verschiedenste Gründe: In den Familien gibt es häufig zu wenig Wissen über das Krankheitsbild. Auch ist gerade zu Beginn unklar, wie Betroffene und ihre Familien mit der neuen Situation umgehen und ihren Alltag gestalten können. Kenntnisse zu lokalen
Versorgungs- und Beratungsstrukturen fehlen. Gleichzeitig sind kognitive Beeinträchtigungen in unserer Gesellschaft immer noch schambesetzt und Betroffenen fällt es schwer, offen mit der Diagnose umzugehen. Demenz ist immer noch ein Tabuthema. Antworten auf ihre Fragen suchen die meisten im Internet, finden dort aber oft nicht die Information, die ihre individuellen Fragen, Bedürfnisse und Nöte adressiert.
Hier setzt die Online-Demenzsprechstunde an, die die gemeinnützige Organisation Desideria am 30. Oktober 2023 startet. Ziel der kostenfreien Mail- und Chatberatung “Frag nach Demenz” ist eine erste, niederschwellige Hilfestellung, Ratsuchende zu stärken, sie zu motivieren, sich mit der Krankheit aktiv auseinanderzusetzen, ihnen relevantes Wissen zu vermitteln und sie an die bestehenden Beratungs- und Versorgungsangebote weiter zu vermitteln. Das beinhaltet auch, auf die Wichtigkeit einer differenzierten Diagnostik außerhalb des hausärztlichen Settings hinzuweisen und nächste sinnvolle Schritte zur Betreuung und Versorgung des Menschen mit Demenz aufzuzeigen.
So funktioniert’s:
Die Online-Demenzsprechstunde kann jeder nutzen, der Fragen rund um das Thema Demenz hat. Eine erste Orientierung gibt das Infoportal www.frag-nach-demenz.de zu allen zentralen Themen, die Angehörige umtreiben. Für individuelle Fragen steht ein interdisziplinäres Experten-Team bereit. Zur Kontaktaufnahme gibt es zwei Möglichkeiten:
Mailberatung: Ratsuchende richten ihr Anliegen schriftlich an das Experten-Team der Online- Demenzsprechstunde. Die Frage wird innerhalb von 48 Stunden beantwortet.
Chatberatung: Im Live-Chat können Fragen und Anliegen im direkten schriftlichen Austausch mit einer Expertin oder einem Experten geklärt werden. Hierfür buchen Ratsuchende einen Termin über die Website. Die Live-Chat-Termine werden bewusst am Abend und am Wochenende angeboten, damit auch Berufstätige das Angebot nutzen können.
Die Expert*innen
Das interdisziplinäre Experten-Team besteht aus Psychologinnen, Medizinern der Fachbereiche Neuropsychologie, Gerontologie und Neurologie, sowie Sozialberaterinnen. Alle Expert*innen haben langjährige Erfahrung im Bereich Demenz und sind zur Verschwiegenheit verpflichtet. Das Team wird geleitet von Dr. Sarah Straub. Sie ist promovierte Neuropsychologin, forscht am Universitätsklinikum Ulm zum Thema Demenz und leitet eine Spezialsprechstunde für frontotemporale Demenz. Die 37-Jährige ist erfolgreiche Buchautorin und Liedermacherin. Sie macht sich dafür stark, Demenzerkrankungen zu enttabuisieren und gesellschaftliche Teilhabe für Menschen mit Demenz zu ermöglichen. Als offizielle Botschafterin für die Online-Demenzsprechstunde trägt sie das Angebot verstärkt in die Öffentlichkeit.
Gefördert durch das bayerische Gesundheitsministerium
Die Online-Demenzsprechstunde startet als Modellprojekt, das für drei Jahre aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege sowie durch die Arbeitsgemeinschaft der Pflegekassenverbände in Bayern (soziale Pflegekassen) und durch die private Pflegepflichtversicherung gefördert wird.
Über Desideria
Desideria wurde 2017 von Désirée von Bohlen und Halbach gegründet. Die gemeinnützige Organisation unterstützt und stärkt Familien mit einem Angehörigen, der an Demenz erkrankt ist. Mit innovativen Angeboten bietet Desideria Betroffenen und ihren Angehörigen eine Perspektive. Eckpfeiler hierfür sind Wissen, Selbstfürsorge und Lebensqualität.
Desideria setzt sich für eine demenzfreundliche Gesellschaft ein, in der Demenz kein Stigma ist. Ziel ist es, ein Umdenken in der Gesellschaft zu bewirken und mehr Teilhabe und Lebensqualität für betroffene Familien zu schaffen. Die Arbeit des Vereins finanziert sich größtenteils über Spenden. www.desideria.org